Hinweis: Im Anschluss an das Quiz finden Sie entsprechende Literaturhinweise!


Die Bandscheibe ernährt sich…

durch Belastung und Entlastung (Diffusion und Osmose)

Nahezu jedes Gewebe in unserem Körper benötigt Nährstoffe und Sauerstoff, um optimal funktionieren zu können. Die Bandscheiben ernähren sich dabei nach dem Prinzip der Diffusion und Osmose. Vereinfacht gesagt geschieht der Stoffaustausch durch unterschiedliche Nährstoffmengen in und außerhalb der Bandscheibe. Durch Bewegung z.B. Gehen erhöht sich der Druck auf die Bandscheiben und Abfallprodukte wie Zelltrümmer können besser abtransportiert werden. Liegen wir auf der Couch, sinkt dagegen der Druck auf die Bandscheibe und sie kann sich mit neuer „Nahrung“ aufsaugen. Streng genommen versorgt sich die Bandscheibe auch aus der Blutbahn, aber nur bis zum 12. Lebensjahr. Danach bilden sich die Blutgefäße zurück und einige verbleiben im äußeren Teil des Faserrings der Bandscheibe. (1) Vergleichen Sie das Auswringen eines Schwammes mit der Entsorgung von Abfallprodukten und das Aufsaugen von Flüssigkeit mit der lebensnotwendigen Ernährung der Bandscheibe!


Ist Lümmeln bzw. eine entspannte Sitzhaltung gut für die Bandscheibe?

WAHR

Eben haben Sie gelernt, dass Bandscheiben sowohl Bewegung als auch Ruhephasen benötigen. Also ist es vorteilhaft, wenn Sie alle 20-30Minuten ihre Haltung verändern (mehr über das Thema Haltung). Auch Lümmeln ist erlaubt, da hierbei die Stoffaufnahme am größten ist. Vergessen Sie aber nicht sich ausreichend zu bewegen, um produzierte Stoffwechselendprodukte und „Müll“ wieder abzutransportieren! (1,2)


Wie viel Prozent machen Bandscheibenvorfälle als Ursache von Rückenschmerzen aus?                                               

4%

Es gibt viele Gründe warum sich Rückenschmerzen entwickeln können. Neben sehr seltenen Wirbelsäulenerkrankungen, wie Tumoren oder entzündlichen Erkrankungen (ca. 1%), unterscheidet man nicht- spezifische Rückenschmerzen und mechanische Schmerzen. Bei den nicht-spezifischen Rückenschmerzen, das sind 70% aller Rückenbeschwerden, kann man keine Ursache feststellen! Der Bandscheibenvorfall zählt zu den mechanischen Ursachen und stellt bei nur 4 von 100 Personen den Auslöser für Rückenschmerzen dar. Dieser schon geringe Wert stützt sich dabei nur auf bildgebende Diagnostik wie ein MRT oder CT(4). Es gibt jedoch auch einen erheblichen Anteil an Bandscheibenveränderungen und Bandscheibenvorfällen, bei denen keine Beschwerden auftreten!(3) (mehr dazu)


Laufen und Joggen schadet der Bandscheibe!

Falsch

Joggen und Bandscheibengesundheit in einem Satz, das kann doch nicht gesund klingen oder? Tatsächlich zeigen Läufer bessere Wasserbindungsfähigkeiten der Bandscheibe. Dadurch wird die Nährstoffversorgung verbessert und die Bandscheiben weisen eine höhere Dicke auf (5). Auch konnte nachgewiesen werden, dass regelmäßiges Joggen im mittleren Alter altersbedingte Veränderungen wie z.B. Mikrorisse hinauszögern kann (6). Sie sehen also dass Stoßbelastungen Ihre Bandscheibengesundheit verbessern kann. Natürlich wird es auch hier besonders zu Beginn auf das rechte Maß ankommen! Fangen Sie langsam an und steigern Sie, wenn möglich, Ihren Belastungsumfang wieder! Ähnliche Effekte können Sie auch schon durch intensives Radfahren erreichen! (7)


Steht körperliche Inaktivität wirklich in Zusammenhang mit Bandscheibenerkrankungen?

WAHR

Studien belegen, dass wenig körperliche Aktivität mit einer geringeren Bandscheibenhöhe korreliert. Auch ist ein Zusammenhang zwischen der Entwicklung von Rückenschmerzen und zu wenig Bewegung zu beobachten. Des Weiteren zeigt sich bei inaktiven Menschen ein erhöhter Fettgehalt der tiefen Rückenmuskulatur. (8) 


Kann sich ein Bandscheibenvorfall überhaupt von selbst wieder zurückbilden?

 WAHR

Um die Heilungschancen zu verstehen müssen Sie wissen, wie eine Bandscheibe aufgebaut ist. Die Bandscheibe selbst besteht aus einem inneren gallertartigen Kern, der von einem festen und stabilen Faserring (Annulus) aus straffem Bindegewebe umgeben ist. Der innere Kern, auch Nucleus pulposus genannt, besteht bis zu 85% aus Wasser (9). Wie Sie bereits gelesen haben, ist die Bandscheibe nur am äußeren Rand mit Blutgefäßen ausgestattet. Daraus kann man schließen, dass der Bandscheibenkern schlechtere Heilungschancen besitzt als der leicht durchblutete äußere Faserring. In den ersten Tagen des Bandscheibenvorfalls wird wie bei anderen Verletzungen ein entzündlicher Prozess eingeleitet (mehr dazu). Dadurch entstehen Schmerzen, die neue Verletzungen vermeiden, Bewegungen limitieren und den Heilungsprozess beschleunigen. Im Verlauf der Heilung wird überschüssiges Bandscheibenmaterial abgebaut und abtransportiert. Dieser Vorgang kann durch angepasste Bewegungsübungen unterstützt werden, um Schmerzen zu lindern. Durch die natürliche Heilung kann im Vergleich zur operativen Variante die Bildung von Narbengewebe reduziert werden (10). So bilden sich Bandscheibenvorfälle bei ca. 75% der Patienten teilweise oder ganz zurück! (11) 


Die Bandscheibe springt bei einem Bandscheibenvorfall hinaus.

FALSCH

Bitte schlagen Sie sich das Bild einer umherspringenden Bandscheibe aus dem Kopf. Wirft man einen Blick in die Anatomie der Bandscheibe, wird man feststellen, dass eine Bandscheibe keinen Platz hat, um irgendwo „hinzurutschen“. Die Bandscheibe wird zudem von oben und unten mit knorpeligen Deckplatten an den knöchernen Wirbelkörpern fixiert. Von vorne und hinten ist die Bandscheibe von kräftigen Längsbändern umgeben. Bei einem Bandscheibenvorfall, auch Prolaps genannt, tritt lediglich Bandscheibenmaterial aus und reizt Nervenwurzeln! 


Literaturverzeichnis: 

  1. Frost BA, Camarero-Espinosa S, Foster EJ. Materials for the Spine: Anatomy, Problems, and Solutions. Materials (Basel). 2019;12(2):253. Published 2019 Jan 14. doi:10.3390/ma12020253
  2. Slater, Diane & Korakakis, Vasileios & O'Sullivan, Peter & Nolan, David & O'Sullivan, Kieran. (2019). “Sit Up Straight”: Time to Re-evaluate. Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy. 49. 562-564. 10.2519/jospt.2019.0610.
  3. W. Brinjikji, P.H. Luetmer, B. Comstock, B.W. Bresnahan, L.E. Chen, R.A. Deyo, S. Halabi, J.A. Turner, A.L. Avins, K. James, J.T. Wald, D.F. Kallmes, and J.G. Jarvik. (2015) Systematic Literature Review of Imaging Features of Spinal Degeneration in Asymptomatic Populations
  4. Wáng, Yì Xiáng J et al. “Informed appropriate imaging for low back pain management: A narrative review.” Journal of orthopaedic translation vol. 15 21-34. 27 Aug. 2018, doi:10.1016/j.jot.2018.07.000
  5. Belavý, D., Quittner, M., Ridgers, N. et al. Running exercise strengthens the intervertebral disc. Sci Rep 7, 45975 (2017). https://doi.org/10.1038/srep45975
  6. Mitchell UH, Bowden JA, Larson RE, Belavy DL, Owen PJ. Long-term running in middle-aged men and intervertebral disc health, a cross-sectional pilot study. PLoS One. 2020 Feb 21;15(2):e0229457. doi: 10.1371/journal.pone.0229457. PMID: 32084224; PMCID: PMC7034897.
  7. Belavy, D. L., Quittner, M., Ridgers, N. D., Ling, Y., Connell, D., Trudel, G., & Rantalainen, T. (2019). Beneficial intervertebral disc and muscle adaptations in high-volume road cyclists. Medicine and science in sports and exercise, 51(1).
  8. Teichtahl AJ, Urquhart DM, Wang Y, Wluka AE, O'Sullivan R, Jones G, Cicuttini FM. Physical inactivity is associated with narrower lumbar intervertebral discs, high fat content of paraspinal muscles and low back pain and disability. Arthritis Res Ther. 2015 May 7;17(1):114. doi: 10.1186/s13075-015-0629-y. PMID: 25947906; PMCID: PMC4422596.
  9. Frost BA, Camarero-Espinosa S, Foster EJ. Materials for the Spine: Anatomy, Problems, and Solutions. Materials (Basel). 2019;12(2):253. Published 2019 Jan 14. doi:10.3390/ma12020253
  10. Hufnagel A. Bandscheibenvorfall. Zugriff unter https://www.neuro-consil.de/bandscheibenvorfall#:~:text=Abh%C3%A4ngig%20vom%20Ausma%C3%9F%20des%20Bandscheibenvorfalles,Computertomogramm%20oder%20Kernspintomogramm%20der%20Lendenwirbels%C3%A4ule. Am 07.0.1.2021
Kommentare
* Die E-Mail-Adresse wird nicht auf der Website veröffentlicht.