Wie entstehen überhaupt Gewebeschädigungen? Die Belastbarkeit von Geweben ist abhängig von zwei Faktoren. Zum Einen besitzt der Körper ein riesiges Potenzial, sich durch die Aufnahme und Verarbeitung von aufgenommenen Informationen an neue Anforderungen (z.B. schwere Arbeit) anzupassen. Des weiteren besitzt unser Organismus die Fähigkeit, aufgrund von gemachten Erfahrungen, diese Anpassungsprozesse zu verstärken. Dieses Anpassen und Verstärken stellen die beiden Grundsäulen der Belastbarkeit von Strukturen dar. Entsteht nun ein Ungleichgewicht zwischen Belastung und Belastbarkeit, kommt es zu einer Überlastung und damit zu einer Gewebeschädigung.
Stellen Sie sich vor, Sie stürzen und fallen unglücklich auf Ihr Knie. Wie der auftretende Schmerz uns nun bewusst wird, soll im Folgenden genauer erläutert werden. Als Folge der Verletzung von Gewebe schüttet der Körper Stoffe aus, die eine Entzündung im Knie auslösen. Das Knie wird als Folge einer Mehrdurchblutung rot und dick durch den Austritt von Substanzen aus Gefäßen. Zudem werden bestimmte Proteine, sog. Schadensmelder gereizt, die den Schaden des Gewebes weiter Richtung Rückenmark melden. Über das Rückenmark werden diese Informationen zum sogenannten Thalamus, dem „Tor der Wahrnehmung“ transportiert. Nun werden uns die Richtung Gehirn transportierten Reize durch den Einfluss vieler verschiedener Faktoren, wie Erfahrungen oder unserem aktuellen Gemütszustand, bewusst. Diese Prozesse lösen im Gehirn Schonhaltungsprogramme aus, d.h. das Knie wird in einer angenehmen Position gehalten, in der das verletzte Gewebe nicht so stark belastet wird. Zudem bekämpft unser Körper den selbst produzierten Schmerz mit einem eigenen Schmerzunterdrückungssystem z.B. durch die Ausschüttung von eigenen „Schmerzmitteln“.
Was machen Sie zudem noch unbewusst in dieser Situation, um Schmerzen zu lindern? Sie werden sich an Ihr Knie fassen und einen Druck ausüben bzw. reiben. Dies machen Sie nicht ohne Grund. Durch das Reiben werden Nervenfasern gereizt. Diese Infos werden weiter Richtung Rückenmark transportiert. Diese Nervenfasern leiten die Informationen aber deutlich schneller Richtung Rückenmark, wie die Schadensmelder (Gate-control-Theorie). Dadurch kommt es zu einer Hemmung der Schadensinformationen in Höhe des Rückenmark und Schmerzen werden gelindert. Auf den eben erläuterten Mechanismus greift u.a. auch die klassische Massage- oder Triggerpunkttherapie zurück. Die Schmerzlinderung kann hierbei aber nur kurzfristig aufrecht erhalten werden.
Quelle: Amberger, R.(Hrsg.). 2017. Integrative manuelle Therapie. Thieme Verlag
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