Anatomischer Überblick:
Im obigen Bild ist eine rechte Schulter dargestellt. Wir blicken dabei von hinten auf die Schulter. Das Schulterblatt (b) und der Oberarmknochen (c) bilden das Schultergelenk. Zur Orientierung ist das Schlüsselbein (a) noch mit eingeblendet. Es gibt im Bereich der Schultern wenige Bänder, aber dafür viele Muskeln, die der Schulter Stabilität und eine großen Bewegungsspielraum ermöglichen. Maßgeblich daran beteiligt ist die Rotatorenmanschette, die aus 4 Muskeln besteht:
Schmerzentstehung
Volleyballspieler gelten aufgrund des „Überkopfarbeitens“ zu einer Risikogruppe für derartige Verletzungen. Eine Studie belegt diesen Zusammenhang anhand von 26 jungen Volleyballspielern im Alter zwischen 21-30 Jahre. Jeder Dritte leidet unter einem Rotatorenmanschettenriss und nahezu alle zeigen im MRT „krankhafte“ Veränderungen der Sehnen (1). Das Kuriose ist, dass die untersuchten Sportler keinerlei Symptome, wie Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen aufweisen.
Wie kann das sein???
Ist Ihre Sehne schwach und „außer Form“, wird sie empfindlich. Unser Nervensystem will weiteren Verletzungen mit einer Schutzreaktion (=Schutzpuffer) vorbeugen. Dieser natürliche und sinnvolle Mechanismus unseres menschlichen Körpers wird uns als Schmerz bewusst. (2) Die Schwelle, die den Zeitpunkt bestimmt, wann der Körper mit einer Schutzreaktion in Form von Schmerz antwortet, ist von vielen Faktoren abhängig.
Stellen Sie sich nun vor, ein Volleyballspieler verliert seinen Job und fängt das Rauchen an. Diese zwei ungünstig wirkenden Faktoren auf das körperliche und psychische Wohlbefinden können die Schmerzschwelle enorm verringern und die Sehne könnte mit Schmerz belegt werden. Je nachdem, wie die individuellen Ressourcen sind, können Risse der Rotatorenmanschette kompensiert werden. Das ist der Grund, warum viele Patienten mit einem Riss der Rotatorenmanschette keine Schmerzen haben. Hinterfragen Sie sich, welche Faktoren (z.B. schlechter Schlaf o. Stress) Ihre Schmerzschwelle erhöhen und fragen Sie Ihren Therapeuten nach Hilfe.
Therapie
Nach den ärztlichen Leitlinien sollte eine OP in den meisten Fällen erst in Erwägung gezogen werden, wenn konservative Maßnahmen, wie physiotherapeutische Maßnahmen nicht zielführend sein können (3). Übungen und an den jeweiligen Heilungszustand des Gewebes angepasste Belastungen können die Kapazität der Sehne erhöhen. Durch die Stärkung von Muskeln und Sehnen wird der Schutzpuffer reduziert und Schmerzen verringern sich. Vergessen Sie nicht andere Schmerztreiber, wie z.B. Rauchen oder Stress zu reduzieren, um langfristig schmerzfreier zu sein!!!
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Literaturverzeichnis:
(1)Shoulder MRI in asymptomatic elite volleyball athletes shows extensive pathology
Christopher Sy Lee, Nicole Hamilton Goldhaber, Shane M Davis, Michelle L Dilley, Aaron Bock, Jill Wosmek, Emily H Lee, Robert K Lee, William B Steston
(2) Littlewood, C., Malliaras, P., Bateman, M., Stace, R., May, S., & Walters, S. (2013). The central nervous system-an additional consideration in rotator cuff tendinopathy and a potential basis for understanding response to loaded therapeutic exercise. Manual therapy, 18(6), 468-472
(3) Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. (2017). S2e-Leitlinie Rotatorenmanschette”, Zugriff unter https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-041l_S2e_Rotatorenmanschette_2017-04_02.pdf am 31.08.2020