Überblick

Den Tennisarm kennzeichnet eine schmerzhafte Veränderung im Bereich der gemeinsamen Ursprungssehnen der Unterarmstrecker (ziehen die Hand nach oben). Besonders Tennisspieler, Handwerker und Raucher besitzen ein höheres Risiko an einem Tennisarm zu erkranken. Die Gründe für die Entstehung eines schmerzenden Ellenbogens sind vielfältig. Es gibt momentan keine Übereinstimmung über die bestmögliche Therapie. Die Krankheit wird als selbstlimitierend beschrieben, d.h. die Beschwerden klingen meist in einem Zeitraum von bis zu 2 Jahren selber ab, wobei die akute Schmerzphase bis zu 12 Wochen andauern kann. (1)


Entstehung

Ältere Theorien stellen strukturelle Veränderungen als Beschwerdeursache in den Vordergrund. Sie gehen davon aus, dass aufgrund einer dauerhaft angespannten Unterarmmuskulatur Schäden an den entsprechenden Sehnenansätzen am Ellenbogen ausgelöst werden.

Wichtig zu wissen ist hierbei auch, dass die Schwere der strukturellen Veränderungen (z.B. Sehnenverdickungen) in keinerlei Hinsicht mit Schmerz- und Funktionseinschränkungen in Zusammenhang stehen. (3) Es muss also noch andere Faktoren geben, die einen schmerzhaften Tennisarm provozieren. Lesen Sie sich dazu auch den Artikel "Schmerz- viel mehr als ein Schaden" durch.

Moderne Modelle sehen hingegen das Nervensystem als einen großen Schmerztreiber. Durch eine abnormale erhöhte Nervenaktivität wird die Regulation von Schadensmeldern gestört und aus dem Gleichgewicht gebracht. Zum Beispiel kann ein unangemessener Umgang mit Stress oder ein Bewegungsmangel sich in einer erhöhter Nervenaktivität widerspiegeln. Neben mechanischen Einflüssen fördern auch vor allem psychosoziale Faktoren, wie z.B. ein Mangel an sozialen Kontakten, die Bildung weiterer Schadensmelder. Als Folge dieser Mechanismen wird das Gewebe rund um den Nerv sensibilisiert und anfälliger und somit wird der typische Schmerz am Ellenbogen ausgelöst.(4)


Therapie

In den offiziellen ärztlichen Leitlinien wird eine Operation nur dann empfohlen, wenn Beschwerden längere Zeit trotz konservativer Therapie anhalten und ein entsprechender Leidensdruck herrscht. Operativ wird „beschädigtes Sehnengewebe“ entfernt oder die betroffenen Strecksehnen werden am Knochen abgelöst. (5) Erste Studien untersuchten die oben genannten operativen Verfahren mit einer Scheinoperation (= einigen Teilnehmern wurde nur ein Hautschnitt zugefügt). Man fand heraus, dass es keinen eindeutigen Unterschied hinsichtlich Funktions- oder Schmerzverbesserung zwischen Operation und Scheinoperation gibt. Dieses Phänomen erklären sich die Autoren der Studie durch folgende Punkte:

  • Eine Heilungsstimulation durch die Operation
  • Aufmerksamkeit und Beobachtung der Studienteilnehmer (Hawthorne Effekt)
  • Durchtrennung von Nerven, die Schmerzen übertragen
  • Die Krankheit wäre wahrscheinlich nach ihrem natürlichen Verlauf von selbst wieder abgeklungen (6)

Daraus kann man also schließen, dass viele Erfolge von Operationen des Tennisarms nur auf den Placeboeffekt zurückzuführen sind. Eine Operation sollte deshalb immer nur als letzte Wahl bei der Behandlung herangezogen werden, da ein chirurgischer Eingriff auch das komplexe Entstehungsbild des Tennisarms nicht vollständig berücksichtigt (s. oben).

Schmerzmedikamente sowie Kortisoninjektionen führen nur zu einer kurzfristigen Schmerzlinderung. Besonders Kortisoninjektionen können zu unerwünschten Nebenwirkungen führen, wie z.B. Hautschäden oder Infektionen und sollten genau abgewägt werden (5). Eine Trainingstherapie mit progressivem Muskelaufbau der Unterarmmuskulatur stellt die wichtigste Säule der konservativen Therapie dar. Die optimale Dosierung, Intensität sowie Trainingsart sind jedoch weitgehend unbekannt. Man konnte aber nachweisen, dass eine alleinige Trainingstherapie Erfolge erzielen kann. Manualtherapeutische Verfahren, wie Mobilisationen, die vom Therapeuten durchgeführt werden, erzielen, wenn überhaupt, nur kurzfristige Effekte, können aber im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung ergänzend eingesetzt werden. (1)

Im Folgendem will ich Ihnen einen Überblick über weitere mögliche Therapieformen und deren nachgewiesenen Nutzen geben: (1)




Literaturverzeichnis:

(1) Coombes, Brooke K., Leanne Bisset, and Bill Vicenzino. "Management of lateral elbow tendinopathy: one size does not fit all." journal of orthopaedic & sports physical therapy 45.11 (2015): 938-949.

(2) Kraushaar BS, Nirschl RP. Tendinosis of the elbow (tennis elbow). Clinical features and findings of histological, immunohistochemical, and electron microscopy studies. J Bone Joint Surg Am. 1999 Feb;81(2):259-78. PMID: 10073590 .

(3) Chourasia, A. O., Buhr, K. A., Rabago, D. P., Kijowski, R., Lee, K. S., Ryan, M. P., Grettie-Belling, J. M., & Sesto, M. E. (2013). Relationships between biomechanics, tendon pathology, and function in individuals with lateral epicondylosis. The Journal of orthopaedic and sports physical therapy, 43(6), 368–378. https://doi.org/10.2519/jospt.2013.4411  

(4) Bordachar D. Lateral epicondylalgia: A primary nervous system disorder. Med Hypotheses. 2019 Feb;123:101-109. doi: 10.1016/j.mehy.2019.01.009. Epub 2019 Jan 11. PMID: 30696578.

(5) Jerosch J. & Loew M. “Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie Epicondylopathia radialis humeri“ Überarbeitung vom 22.9.2011, AWMF online.

(6) Kroslak, M. & G. Murrell. “Surgical treatment of lateral epicondylitis: a prospective, randomized, double blinded, placebo controlled clinical trial.” Journal of Shoulder and Elbow Surgery 26.10 (2017): e328-e329.

 (7) Saueressig T. Tapen als Therapie bei einem Tennisarm. Zugriff unter https://evidenzbasiertephysiotherapie.de/tapen-tennisarm-therapie-schmerz/ am 05.11.2020

 


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