Ist das Üben im Schmerz wirklich gesund? Oder macht das schmerzhafte Trainieren noch mehr „kaputt“? Diese Fragen sollen im folgendem Artikel geklärt werden.
Wichtiger Hinweis:
Der Artikel soll einen Überblick über den Zusammenhang von Bewegung im Schmerz vermitteln. Die gemachten Aussagen lassen sich dabei nicht pauschalisieren und sind zu individualisieren. Sprechen Sie Ihren Therapeuten an und lassen Sie sich von ihm hinsichtlich Schmerzintensität bei Übungen beraten!!!
Zunächst möchte ich Sie daran erinnern, dass Schmerz und ein Gewebeschaden wenig im Zusammenhang stehen. Lesen Sie bitte dazu den Artikel "Schmerz - viel mehr als ein Schaden". Viele Menschen haben Arthrose in den verschiedensten Gelenken, aber keine Schmerzen. Auch Risse von Sehnen oder Menisken verlaufen oft beschwerdefrei ab. Warum sollte dann ein Üben Ihre Beschwerden im Schmerzhaften verschlimmern? Natürlich gibt es auch Grenzen dieser Sichtweise, wie z.B. die Phase unmittelbar nach einer Operation. Fragen Sie bitte Ihren behandelnden Arzt/Therapeuten nach Vorsichtsmaßnahmen bzw. nach Bewegungen, die Sie zunächst vermeiden sollten!
Doch was passiert nun in uns, wenn wir mit Schmerz trainieren?
Versuchen Sie den Fokus vom Schmerz zu nehmen. Aufmerksamkeit auf ihn verstärkt den Schmerz und erhält eine größere emotionale Bedeutung und damit wird er tiefer in unserem Gehirn verankert. Denken Sie also weniger über den Schmerz beim Trainieren nach und konzentrieren Sie sich auf die Bewegungsausführung und Ihre Atmung.
In unserem Gehirn werden Schmerzen langfristig durch das Üben mit Schmerz reduziert. Ein Zentrum, das für die Entstehung von Angst zuständig ist, wird gehemmt und unterdrückt. Sie können also Ihre schmerzbezogene Bewegungsangst verringern, indem Sie „gefährlich“ eingeschätzte Bewegungen neu bewerten. Dazu ist es hilfreich, sich Wissen über Schmerzen anzueignen und den Zusammenhang zwischen Schmerz und Gewebeschaden zu hinterfragen (mehr über Schmerzen erfahren).
Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass sich Ihre Selbstwirksamkeit verbessert. Selbstwirksamkeit ist die Überzeugung einer Person, schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich zu bewältigen. Durch diese Fähigkeit werden Sie mehr Erfolg, ein längeres Durchhaltevermögen und weniger Ängste besitzen. Halten Sie Ihre Behandlungserfolge fest und dokumentieren Sie Fortschritte und bauen Sie sich durch diese positiven Erfahrungen selbst auf!
Desweiteren schüttet unser Gehirn durch entsprechende Bewegung Glückshormone frei. Auch Ausdauertraining, das mit einem Anstieg der Herzfrequenz einhergeht, aktiviert unser körpereigenes Belohnungssystem. Zudem werden Nervenbahnen aktiviert, die Schmerz hemmen können. Sie sehen also, dass es durchaus sinnvoll ist, mit Schmerz zu trainieren. Bedenken Sie jedoch, dass Sie den Umfang bzw. die Intensität der Übung reduzieren, wenn der Schmerz länger als 24 Stunden nach der Übung bestehen bleibt.
Literaturverzeichnis:
Smith, B. E., Hendrick, P., Batemann, Holden, S., Littlewood C., Smith, T.O., Logan, P. (2019)Musculoskeletal pain and exercise- challenging existing paradigms and introducing new. British journal of sports medicine, 53 (14), 907-912