Anatomischer Hintergrund:
Der am häufigsten in Gelenken vorkommende Knorpel heißt hyaliner Knorpel. Diese Knorpelart wird als eine milchig und durchscheinende Struktur beschrieben. Die Hauptsubstanz aus der Knorpelgewebe besteht, sind sogenannte Polysaccharide, also lange Molekülketten aus Zucker, die eine hohe Wasserbindungsfähigkeit besitzen. Der Gelenkknorpel ist gefäßfrei, d.h. benötigte Nährstoffe erhält der Knorpel über die Gelenkflüssigkeit. Der gesunde Knorpel ist im Vergleich zum Knochen nicht mit Schadensmelder ausgestattet. (1)
Schmerzentstehung auf struktureller Ebene:
Fitter Knorpel kann also nicht weh tun. Ist der Knorpel allerdings erkrankt, können sich nervale und gefäßartige Verbindungen zwischen dem Knochen und dem Knorpel bilden und Schmerzen verursachen. Eine Studie fand heraus, dass die Dicke des Knorpels bei arthrotischen Veränderungen nur einen geringen Einfluss auf die Verschlechterung von Knieschmerzen hat. Man geht davon aus, dass eine Gelenkinnenhautentzündung (=Synovitis) der Grund für die Schmerzen ist. (2) Durch die fehlende Gefäßversorgung wird dem Knorpel ein geringes Regenerationspotenzial zugeschrieben.
Funktion des Knorpels:
Die Hauptaufgabe des Knorpel ist es, darunterliegende Knochen mit einem Dämpfungssystem zu schützen. Durch die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen und zu speichern, bildet der Knorpel einen Schutzpuffer und ermöglicht in Zusammenarbeit mit der Gelenksflüssigkeit ein reibungsarmes Gleiten der knöchernen Gelenkspartner. Je nach Gelenk und entsprechender Belastbarkeit kann die Knorpelschicht bis zu 5mm dick sein. Diese Schicht kann sich durch Drücke verformen und anpassen. (1)
Therapiemöglichkeiten:
Es gibt zurzeit keine Medikamente, die Knorpelbeschädigung aufhalten oder umkehren. Grundsätzlich werden drei verschiedene Operationstechniken unterschieden. Diese Operationen sind nur bei traumatisch bedingten Verletzungen (nach einem Unfall/Sturz) zu empfehlen. Bei Knorpelschäden im Verlauf einer Arthrose sind operative Methoden nicht zielführend. (3)
Doch ist eine Operation immer nötig? Hier gilt es genau abzuwägen, ob eine Operation wirklich einen größeren Nutzen als die konservative Therapie hat. Studien belegen, dass eine Kombination aus Aufklärung und physiotherapeutische Behandlung eine Operation bei fokalen Knorpelschäden (Fläche 2,9cm²/operative Versorgung geplant) verhindern kann. Festzuhalten ist, dass hier noch viel Forschungsarbeit nötig ist und der mögliche gewinnbringendere Effekt durch eine konservative physiotherapeutische Behandlung weiter belegt wird.
Optimale Belastung für die Knorpelgesundheit:
Abbildungsnachweis: Figure 6 (5)
Fazit:
In der obigen Abbildung kann man erkennen, dass sowohl Läufer mit einem sehr hohem Laufumfang, sowie inaktive Menschen ungünstigere Prognosen auf die Knorpelgesundheit besitzen. Spaziergängern bzw. Walkern und Läufern mit einem geringeren Laufumfang (ca. 16km/pro Woche) werden längerfristigere positive Effekte auf die Knorpelgesundheit zugeschrieben. Man kann also festhalten, dass die entsprechende Belastungsdosis für das Versagen des Knorpels entscheidend ist. Beide Extreme, also sich nicht zu bewegen oder zu viel zu laufen, scheinen sich ungünstig auf den Knorpel auszuwirken. Freizeitläufer bewegen sich demnach im Idealbereich.
Literaturverzeichnis:
(1) Schünke, Michael, et al. (2005).Prometheus: LernAtlas der Anatomie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 5.Auflage, S. 46 f.
(2)Kathryn Bacon et al. (2020) Does cartilage loss cause pain in osteoarthritis and if so, how much?
(3) Madry H, Grün UW, Knutsen G: Cartilage repair and joint preservation: medical and surgical treatment options. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(40): 669–77.
DOI: 10.3238/arztebl.2011.0669
(4) The Feasibility of a 3-Month Active Rehabilitation Program for Patients With Knee Full-Thickness Articular Cartilage Lesions: The Oslo Cartilage Active Rehabilitation and Education Study. Barbara Wondrasch, Asbjørn Årøen, Jan Harald Røtterud, Turid Høysveen, Kristin Bølstad, and May Arna Risberg. Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy 2013 43:5, 310-324
(5) Miller, Ross H. Joint Loading in Runners Does Not Initiate Knee Osteoarthritis, Exercise and Sport Sciences Reviews: April 2017 - Volume 45 - Issue 2 - p 87-95 doi: 10.1249/JES.0000000000000105