Was ist der Karpaltunnel?

Der Karpaltunnel bildet einen bandhaften „Hohlraum“. Dieser Tunnel erstreckt sich im Bereich des Handgelenks vom äußeren Rand der ersten Handwurzelknochenreihe zum mittleren Rand der Handwurzel. Durchzogen wird der Tunnel von Beugesehnen, venösen Gefäßen und dem Medianusnerv. (1)


Entstehung

Der Tunnelinhalt kann sich beispielsweise durch Blutungen oder Schwellungen vergrößern und damit den Medianusnerv in seiner Funktion beeinträchtigen. Die Zunahme des Tunnelinhalts ist auf folgenden Mechanismus zurückzuführen:


  1. Nicht – entzündliche Schwellung der Gelenkinnenhaut führt zu einer übermäßigen Gefäßneubildung
  2. Druckerhöhung im Karpaltunnel führt zu Kompression von kleinen Gefäßen
  3. Minderdurchblutung und Schwellung des Medianusnerves führt zu einer möglichen Schädigung des Nervs (1)


Um Ihnen die Entstehung des Karpaltunnelsyndroms zu verdeutlichen, stellen Sie sich einen Tunnel vor, durch den Autos fahren. Nun ist durch einen Unfall im Tunnel die Weiterfahrt in eine Richtung nicht mehr möglich. Die Autos werden sich nach und nach stauen und nur wenige Fahrzeuge können die Unfallstelle passieren. Ähnlich ist es auch beim Karpaltunnelsyndrom. Durch eine Volumenzunahme in Form einer Schwellung (vgl. stauende Autos) wird die Nervenleitgeschwindigkeit durch eine Kompression herabgesetzt (vgl. Engstelle beim Unfall passieren). Dadurch kommen immer weniger elektrische Signale, die von unserem Nerv geleitet werden, in der Hand an. Dies ist der Grund für Sensibilitätsstörungen wie z.B. Kribbeln oder auch verminderter Kraft in der Hand. Neben Nerven können auch Gefäße komprimiert werden und damit die Gefäßregulation in der Hand stören. Betroffene klagen hierbei über schmerzende sowie kalte Hände in Form von anfallsartigen Krämpfen. Mediziner sprechen bei diesem Beschwerdebild vom sogenannten Raynaud – Syndrom.


Therapie

Operativ wird Druck im Karpaltunnel vermindert, indem das Band durchtrennt wird. Diese Variante sollte aber nur bei anhaltenden Sensibilitätsstörungen oder muskulär bedingten Ausfällen in Betracht gezogen werden. Auch ein Versagen der konservativen Therapie kann eine OP – Indikation darstellen. (1)

In leichten bis mittleren Fällen sollte eine konservative Therapie im Vordergrund stehen. Durch eine Kombination aus Edukation (Aneignen von Wissen über das Krankheitsbild - das machen Sie gerade), das Tragen einer Nachtschiene und Übungen zu Hause können Schmerzen verbessert werden. Die Wahl dieser Therapiemethode reduziert die Notwendigkeit einer Operation um 21%. Die Verbesserungen von Schmerz und Funktion sind hierbei jedoch individuell verschieden. (2)

Gezielte Übungen, sowie manualtherapeutische Maßnahmen, können die Integrität des Nervs verbessern, d.h. der Nerv verkleinert sich und der Tunnel wird somit wieder größer. Diese Maßnahmen zielen auch darauf ab, unser Nervensystem zu „desensibilisieren“ und um eventuelle weitere Engpässe für den Medianusnervs zu erkennen und zu beseitigen. (3)


Literaturverzeichnis:

(1) Dt. Ges. f. Handchirurgie, Dt. Ges. für Neurochirurgie, Dt. Ges. f. Neurologie, Dt. Ges. für Orthopädie & Orthopädische Chirurgie. 2012. Diagnostik und Therapie des Karpaltunnelsyndroms. AWMF online-Das Portal der wissenschaftlichen Medizin. AWMF-Register Nr. 005/003

(2) Lewis, Karina & Coppieters, Michel & Ross, Leo & Hughes, Ian & Vicenzino, Bill & Schmid, Annina. (2020). Group education, night splinting and home exercises reduce conversion to surgery for carpal tunnel syndrome: a multicentre randomised trial. Journal of Physiotherapy. 66. 10.1016/j.jphys.2020.03.007.

(3) Paquette P., Higgins J., Gagnon DH. 2020. Peripheral and Central Adaptations After a Median Nerve Neuromobilization Program Completed by Individuals With Carpal Tunnel Syndrome: An Exploratory Mechanistic Study Using Musculoskeletal Ultrasound Imaging and Transcranial Magnetic Stimulation. Journal of manipulative and physiological Therapeutics. Volume 43, Issue 6, P566-578. DOI:https://doi.org/10.1016/j.jmpt.2019.10.007 


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